"Ponte Brolla! hier raset das Kind, und es tobet heraklisch
durch das zwängende Tor, weiterhöhlend die Höhlung des Flußbetts,
das, zu bleichem Gebein urweltlicher Wesen gedrechselt,
das Geschäume bald teilet, bald hemmt und dann wiederum freigibt.
Und so wühlt es und suchet die Freiheit und stürmet den Ausgang
in ein weiteres Tal. Alles dieses steht Till vor der Seele.
Weit entfernt von den Strudeln und Fällen und Schnellen der Maggia,
liegt er gleichsam betäubt an der Klamm und berauscht von dem Mahlstrom.
Er vernimmt ein Gebrumm in den Tiefen und, unter dem Brummen,
jetzt Musik! 's ist die heilig erhallende Sprache des Äthers,
welche alles durchdringt. Tillen klingt es wie Orgeln des Abgrunds.
Saiten schluchzen dazu und erfüllen die Allheit des Äthers
mit Pylonen, Gewölben und heilig erhallenden Türmen.
Und darüber erhoben, wie hoch jubiliert es und jauchzt es
von Gewißheit des Heils und dem Nahsein glückseliger Welten!
Dort, wohin es ihn zog und von wo ihn der Anhauch beglückte
und erhöhte bereits und wohin seine Seele vorausflog,
dort erlebte und feierte Till endlich auch seine Ankunft.
Hinter ihm schwand der Wust. Und der schneeichte Wall des Gebirges
trennte Till von dem niederen Himmel voll Schatten des
Krieges, der ihn lange bedrückt und mit schrecklichen Bildern beängstigt.
Unter ihm lag der glitzernde See, freilich wieder ein Spiegel,
doch kein Tändlergerät, sondern weit dem Unendlichen offen,
überfließend von Licht und entbrannt von dem Glänze der Himmel."
(Gerhart Hauptmann: DES GROSSEN KAMPFFLIEGERS, LANDFAHRERS, GAUKLERS UND MAGIERS TILL EULENSPIEGEL ABENTEUER, STREICHE, GAUKELEIEN, GESICHTE UND TRÄUME. CA, Bd. IV, S. 906f.)
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